Onja von Ottenthal
PN 2011/264

Auch ich bin scheu, Menschen nicht gewöhnt und noch sehr jung. Mein bisheriges Leben habe ich in Ottenthal verbracht und ich gehöre zu den geretteten Tieren. Meine Kastration habe ich auch schon erfolgreich hinter mich gebracht. Da mein bisheriges Leben ohne Menschen als Bezugspersonen stattgefunden hat, brauche ich ein Zuhause, wo man mir mit viel Geduld begegnet. Ich muss erst lernen, den Zweibeinern zu vertrauen. Hilfreich wäre mit Sicherheit, wenn ich einen Partner bekommen könnte, der keine Angst vor Menschen hat. Dann kann ich mir nämlich abschauen, wie man sich verhält und ich könnte mich schneller eingewöhnen. Ob ich irgendwann mal ein Kuschelkaninchen werde, kann ich nicht versprechen - das weiß man zum jetzigen Zeitpunkt einfach noch nicht. Aber die besonderen Wiesenpflücker, die mir eine Chance geben, werden es sicher nicht bereuen, denn ich habe Potential und mit viel Liebe und Geduld kann sich sicher eine schöne Freundschaft entwickeln. Ich wäre auch sehr dankbar über viel Platz, damit ich mich zurückziehen kann und ich hab ja in der freien Wildbahn gelebt - da hatte ich immer genügend Platz. Danke, dass ihr mir hier eine Chance gebt - es ist sehr beruhigend, dass mir jetzt Fressfeinde und Autos nicht mehr gefährlich werden können. Ich lebe im Moment in Außenhaltung und bin bereits kastriert.
Dezember 2011

Auch nach Monaten bei der Helpline war ich den Menschen gegenüber noch sehr scheu. In Absprache mit verschiedenen Fachleuten haben meine Pflegemöhrchenspender erkennen müssen, dass unsere ungewöhnliche Geschichte auch einen für die Helpline ungewöhnlichen Weg erfordert. Manche von uns konnten sich an das Leben in Menschenhand einfach nicht gewöhnen, obwohl schon viele Monate vergangen waren. Deshalb musste gehandelt werden. Gemeinsam mit 4 weiteren Ottenthalern durfte ich bei einem Tierpark einziehen. Hier bewohnen wir ein großes Gelände mit vielen anderen Kaninchen und dürfen wieder selbständig leben. Aber im Gegensatz zu Ottenthal stören wir hier niemanden, wir sind alle kastriert und geimpft und gesund. Die Entscheidung ist dem Team der Helpline sehr schwergefallen, aber alle hoffen, dass wir nun ein schönes Leben haben und im Kreise von Artgenossen und akzeptiert und versorgt von Menschen in eine schöne Zukunft hoppeln - aber dass wir die Freiheit, in die wir einst hineingeboren worden sind, zurückbekommen.
Juli 2012